DIE ÖKOLOGISCHE WENDE – lokal und global, politisch und pädagogisch

Das Umdenken der Menschen beim Entwicklungsdenken und –handeln, weg vom „Throughput growth“ – Streben (Durchflusswachstum) und hin zum „Sustainable development“, einer tragfähigen Entwicklung, wie sie z. B. im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung bereits 1987 mit der Mahnung formuliert wurde, dass es für eine humane Existenz der Menschheit erforderlich ist, unsere gemeinsame Zukunft ökologisch zu gestalten, braucht einen langen Atem. Das aktuelle Umsteuern in der Energiepolitik, mit dem Ausstiegsbeschluss der schwarz-gelben Bundesregierung hat schon viel früher begonnen; und es wurde vor allem durch die seit 1972 eingeleiteten Berichte an den Club of Rome befördert (Dennis L. Meadows, u.a., Die Grenzen des Wachstums, Mihailo Mesarović/ Eduard Pestel, Menschheit am Wendepunkt), der Agenda 21 (Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro), durch Programme der UNESCO („Der Mensch und die Biosphäre“, 1990), des New Yorker Worldwatch Institute mit den jährlich erscheinenden Berichten „Zur Lage der Welt“ und den vielen weiteren Appellen, endlich den notwendigen Perspektivenwechsel herbeizuführen.

Weil ökologisches Denken in den Köpfen der Menschen beginnen muss, um Gewohnheiten, Egoismen und Mentalitäten zu verändern und für die Menschheit schädliche Entwicklungen umzukehren, hat das ökologische Lernen in der schulischen und außerschulischen Bildung einen hohen Stellenwert. Spätestens seit der globalen Entwicklung einer sich immer interdependenter, entgrenzender und flotierender gestaltenden Einen Welt ist ethno-orientiertes und national-egoistisches Denken und Handeln obsolet. Programme wie „Umweltschulen“, Naturprojekte u. a., gewinnen in Bildungseinrichtungen einen immer höheren Stellenwert, der sich nicht zuletzt in der Lehrplan- und Curriculumdiskussion bemerkbar macht.

Das Zusammendenken von Ökologie und Universalismus hat sich im Lernauftrag „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ etabliert. Die Kultusministerkonferenz (KMK) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) haben im Juni 2007 den „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“ vorgelegt, der Empfehlungen für die Lehrplan- und Unterrichtsarbeit gibt und die Schulen auffordert, Interkulturelles Lernen und globale Entwicklung zum Bestandteil des Lernens und der Auseinandersetzung mit der Welt zu machen. In allen Bundesländern werden in Pilotprojekten, Schulversuchen und Bildungsinitiativen die Grundlagen für globales, ökologisches und politisches Lernen erprobt. In Niedersachsen ist das Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) in Hildesheim zuständig (Dezernent: Dieter Schoof-Wetzig). IP1 arbeitet beim Pilotprojekt zum Orientierungsrahmen Globale Entwicklung mit (vgl. dazu auch: Globale Entwicklung in Schule und Unterricht verankern! Ideen für niedersächsische Schulprojekte, Fachtagung vom 9. 11. 2009, NILS-Beiträge, Heft 1, Hildesheim, August 2010, 74 S.).

In diesem Zusammenhang wird auf den seit 1991erscheinenden monatlichen Informationsdienst ökopädNEWS hingewiesen, der bis Mai 2011 redaktionell von Jürgen Forkel-Schubert und ab Juni 2011 von Lisa Hübner, beide Hamburg, betreut wird. ÖkopädNEWS berichtet über bildungspolitische Trends in den Bereichen Umweltbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen – quer durch alle Bildungssektoren – von der frühkindlichen Bildung über Schule und Hochschule bis zum informellen Lernen. Der Newsletter erscheint auch als Beilage in der Zeitschrift umwelt aktuell, die vom Deutschen Naturschutzring (DNR) herausgegeben wird (http://www.umweltbildung.de/oekopaednews.html).
Dr. Jos Schnurer