Aufklärung gegen jede Form von Rassismus, Höherwertigkeitsvorstellungen, Diktaturen und Totalitarismen ist Aufgabe einer demokratischen, freiheitlichen, gleichberechtigten und solidarischen Bildung. Nationalsozialismus als Herrschaftsform von Terror, Gewalt und Unterdrückung ist genau so abzulehnen, wie jede andere Denk- und Handlungsweise, bei der die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird. In der Präambel der von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 proklamierten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es u. a.: Die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte bilden die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt.
Unser Mitglied, Udo Dittmann aus Braunschweig, engagiert sich für einen, der als Jurist den republikanischen Gedanken praktiziert hat und dafür in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland verfolgt wurde: Fritz Bauer. Als Sohn jüdischer Eltern wurde er am 16. Juli 1903 in Stuttgart geboren; und er starb am 1. Juli 1968 in Frankfurt am Main. Mit 17 Jahren, 1920, trat er der SPD bei und war im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Stuttgart tätig. Als Jura-Student und später als Stuttgarter Amtsrichter setzte er sich dafür ein, dass die Unabhängigkeit der Judikative gewahrt bleibt; als Mitgründer des Republikanischen Richterbundes in Württemberg trug er dazu bei, der beginnenden Vereinnahmung auch der Rechtsprechung in die völkische und nationalsozialistische Ideologie wenigstens ansatzweise Widerstand entgegengesetzt wurde. Bauer wurde im Mai 1933 von der Gestapo verhaftet und verbrachte acht Monate im Konzentrationslager Heuberg. Es gelang ihm, 1936 nach Dänemark zu fliehen und 1943, nach der deutschen Besetzung des Landes nach Schweden zu emigrieren, wo er, zusammen mit Willy Brand und anderen Migranten, die Zeitschrift „Sozialistische Tribüne“ herausgab. Er kam 1949 nach Deutschland zurück und erhielt das Amt des Direktors am Landgericht Braunschweig und wurde 1950 zum Generalstaatsanwalt ernannt. 1956 wurde er hessischer Generalstaatsanwalt in Frankfurt/M. Fritz Bauer hatte nach dem Zweiten Weltkrieg großen Anteil daran, dass es zu den Frankfurter Auschwitzprozessen kam. Zusammen mit Gerhard Szeczesny gründete er 1961 die Bürgerrechtsvereinigung Humanistische Union in München (vgl.: Gerhard Szeczesny, Das sogenannte Gute. Vom Unvermögen der Ideologen, 1971). Fritz Bauer starb am 1. Juli 1968 in Frankfurt/M.
Fritz Bauers Bestreben war, die in der UN-Menschenrechtserklärung von 1948 proklamierte Grundüberzeugung – „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen“ – Eingang in die demokratischen Verfassungen, auch in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, finden. Die Humanistische Union hat nach Bauers Tod den „Fritz-Bauer-Preis“ gestiftet, um Männer und Frauen auszuzeichnen, die für die Humanisierung, Liberalisierung und Demokratisierung des Rechtswesens in Deutschland eintreten und „unbequem und unerschrocken der Gerechtigkeit und Menschlichkeit Geltung verschaffen“. Das am 11. Januar 1995 gegründete Fritz Bauer Institut in Frankfurt/M., als Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, setzt sich, in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Universität, dem Jüdischen Museum und dem Leo Baeck-Institut in London dafür ein, dass das „Nie wieder!“ zu einer aufgeklärten, demokratischen und freiheitlichen Überzeugung in der deutschen Gesellschaft, in Europa und in der Welt wird..Im Wandmosaik im Hauptfoyer des Main Towers in Frankfurt/M., „Frankfurter Treppe“, das vom Künstler Stephan Huber 1999 aus rund 2,7 Millionen Mosaiksteinen gebildet wurde und 56 Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zeigt, deren Wirken in der Stadt prägend war, ist auch Fritz Bauer dargestellt.
Udo Dittmann hat am 26.09.2011 den „Fritz Bauer-Freundeskreis“ initiiert, um insbesondere die Verdienste und Aktivitäten von Fritz Bauer in Braunschweig und darüber hinaus zu erinnern und die humanistischen Überzeugungen des (vergessenen) Demokraten in das Bewusstsein insbesondere der jungen Menschen zu bringen. Der Arbeitskreis versteht sich als Forum für Menschen, die davon überzeugt und tätig sind, dass demokratisches Denken und Handeln erworben werden muss und kann, in der familiären, schulischen, beruflichen und alltäglichen Bildung, und dass politisches Lernen und demokratische Haltungen Vorbilder haben, wie z. B. Fritz Bauer. Auf Initiative des Freundeskreises wird der kleine Platz vor der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, zwischen dem Dom Heinrichs des Löwen und dem Landgericht, und versehen mit dem Schriftzug „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, als Fritz-Bauer-Platz benannt.
Der Fritz-Bauer-Freundeskreis freut sich über Interesse und Mitarbeit:
Udo Dittmann, Mail: udo.dittmann@t-online.de
Der Arbeitskreis trifft sich jeden zweiten Monat einmal (im DGB-Haus, Wilhelmstraße 5, Braunschweig), Infos auch unter www.braunschweig-spiegel.de oder www.fritz-bauer-film.de, sowie unter www.forum-bioethik.de (Menschenrechte).