MEMENTO MORI Siegfried Pater (26.02.1945 – 07.02.2015)

Der Beweger ist tot! Ich habe ihn wahrgenommen, als der Vermessungsingenieur 1976, nach seiner Rückkehr als Entwicklungshelfer aus Lateinamerika, mit Gleichgesinnten das Buch „Etwas geben – viel nehmen. Entwicklungshelfer berichten“ herausgibt und darin den Wunsch eines seiner Partner aus Pindorama in Nordost-Brasilien weiter gibt: „Erzählt zu Hause, was ihr hier gesehen habt und verschweigt nicht, dass es auch eure Landsleute sind, die mit ihren Firmen unser Land ausbeuten“.

Mit diesem Auftrag und der kritischen Einstellung, dass „Entwicklungshilfe“ mehr sein muss als Almosen geben, hatte er seitdem als Journalist und Filmemacher, als Aufklärer gegen Neokolonialismus, Hegemonie und Menschenrechtsverletzungen  immer wieder gemahnt, auf Augenhöhe mit den Benachteiligten auf der Erde zusammen zu arbeiten, um für alle Menschen in unserer (Einen?) Welt ein friedliches, gerechtes und soziales, gutes Leben zu ermöglichen. Mit seinen unbestechlichen und wahrhaftigen Informationen über Ausbeutung und Patriarchalismus hat er nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass in der deutschen Entwicklungspolitik sich ein Perspektivenwechsel von der „Entwicklungshilfe“ hin zur „Entwicklungszusammenarbeit“ und „globalen Partnerschaft“ vollzog, und mit der Perspektive „Hilfe zur Selbsthilfe“ ein neues Bewusstsein von der gemeinsamen Verantwortung der Menschheit entstehen konnte.

Als er 2011 die Diagnose bekam: „Tumor im Rückgrat mit beginnender Querschnittslähmung“, da war es ein Arzt mit asiatischen Wurzeln, der ihn ermunterte: „Es lohnt sich zu kämpfen, denn es geht nicht nur um Monate, sondern um Jahre, die Sie leben werden“. Das schildert er in seinem letzten Buch, das zu seinem Lebensbericht und Vermächtnis werden sollte: „Abenteuer Gerechtigkeit. In einem halben Jahrhundert um die Welt, 2012, http://www.socialnet.de/rezensionen/16848.php ). Es war seine niederrheinischen Philosophie, die ihn, angesichts seiner Krankheit und seines Bewusstseins um seinen Zustand, hoffen ließ: „Nichts ist so schlecht, dass es nicht noch für irgendetwas gut ist“.

Für sein Engagement ist Siegfried Paters  mit zahlreichen Anerkennungen ausgezeichnet worden, u. a. 2003 mit dem Oscar-Romero-Preis, mit dem er „als Arbeiter für Gerechtigkeit und unbeugsamer Anwalt für entrechtete und ausgegrenzte Menschen gewürdigt“ wurde; am 14. März 2014 erhielt er für sein „über 30jähriges Engagement für Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt“ das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auf seiner Website (www.siegfried-pater-aktuell.de/) kündigte er sein neues Projekt an: „Vida do Brasil. Vom Amazonas zum Zuckerhut“. Er hat es angeschoben – und das ist ein echter „Pater“ – an andere in seinem Netzwerk übergeben!

Bei meiner Arbeit als ehemaliger Angehöriger des Auswärtigen Amts, als Lehrer, Lehrerfortbildner und Lehrbeauftragter an der Universität, war mir Siegfried Pater immer Vorbild und Freund. Er war aufmerksamer Zuhörer, Berater und Mitarbeiter, etwa bei den wissenschaftlichen, interkulturellen (Hornemann-) Symposien an der Hildesheimer Universität, bei der Vereinsarbeit von „Initiativen Partnerschaft Eine Welt e. V. (IP1, www.initiativen-partnerschaft.de), und kritischer Begleiter bei den Publikationen und Rezensionen (www.socialnet.de und www.sozial.de).

Wir werden Siegfried Pater in ehrender Erinnerung behalten!

Dr. Jos Schnurer